Die eindrückliche rund 500-jährige Linde in Estavayer-le-Lac ist trotz hohlem Stamm sehr vital. Max Jaggi
02.02.2024 Siedlungsraum

Stadtbäume sind Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen

Bäume sind im Siedlungsraum neben Pilzen die grössten Lebewesen. Alte Bäume sind dabei besonders wertvolle Lebensräume für die Natur und für uns Menschen. Deshalb ist es von grösster Bedeutung, dass diese wichtigen alten Bäume durch fachgerechte Pflege so lange wie möglich erhalten und gleichzeitig viele zusätzliche junge Bäume gepflanzt werden.

Stadtbäume als Lebensräume

Siedlungsräume werden zunehmend als wichtige Flächen für die Förderung der Biodiversität erkannt. Bäume spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie schaffen im Wurzelraum sowie in Stamm und Baumkrone Lebensraum für unzählige Lebewesen. Je älter diese Stadtbäume werden, umso wertvoller sind sie. An ihrer rissigen Borke entwickeln sich über Jahrzehnte Flechten und Moose, in ihrem grossen Baumdach können viele Insektenarten und Vogelarten leben, in Baumstämmen zimmern Spechte Höhlen für sich und Nachmieter, im Stamminnern leben im Mulm spezialisierte Käferarten, die nur in diesem Mulm leben können. Bäume sind auch für uns Menschen wichtig, sie ermöglichen uns schöne Naturbeobachtungen, geben uns Schatten, verdunsten Wasser - kühlen und befeuchten so die heisse trockene Stadtluft und sorgen so für eine gute Lebensqualität.

Baumpflanzungen im Siedlungsraum

Damit wir weiterhin und noch viel mehr Bäume pflanzen können, müssen wir planerisch anders vorgehen als bisher. Der Boden im Siedlungsraum wird immer knapper, darum müssen wir jetzt den Wurzelraum für künftige Baumpflanzungen, sichern. Unter anderem heisst das, keine Näherbaurechte an Strassen und keine Kellerausbauten bis unter die Mitte von Strassen mehr bewilligen! Den Wurzelraum gleichberechtigt planen und sichern wie den Raum für alle Leitungen und Kabel. Baumpflanzgruben sollen genügend gross sein und mit einem guten Baumpflanzsubstrat aufgefüllt werden, damit Jungbäume gut wurzeln können. Jungbäume sollen möglichst aus regionaler Schweizer Herkunft (klimatisch und ökologisch angepasst) sein und durch Fachleute gepflanzt und gepflegt werden. Die Stämme junger Bäume müssen gegen die Sonneneinstrahlung mit Schilfmatten oder weisser Farbe geschützt werden. Junge Bäume müssen (anders als bis vor 20 Jahren) 2-3 Jahre lang regelmässig gegossen werden.

Bäume auf ihre Sicherheit kontrollieren und richtig pflegen

In unserer intensiv bewohnten und genutzten Welt müssen Bäume regelmässig durch Baumsachverständige kontrolliert werden. Die Pflege grosser und alter Bäume sollte den eigens dafür ausgebildeten Baumpflegespezialisten überlassen werden. Mit den richtigen Pflegemassnahmen können alte Bäume um mehrere Jahrzehnte weiter erhalten werden.

Welche Bäume sind Zukunftsbäume

Wenn die Pflanzstandorte optimal sind, können etliche einheimische Baumarten trotz zunehmenden Trockenperioden auch in Zukunft erfolgreich wachsen. Man kann in historischen Anlagen oder an extrem heissen Standorten auch fremde Baumarten pflanzen aber insgesamt sollten Gemeinden als Ziel vorgeben, dass mindestens 75 % der neu zu pflanzenden Bäume und Sträucher, einheimische Arten sind, dies auch bei privaten Bauten.

Schlussbemerkungen

Alte Stadtbäume sind sehr wertvoll, sie können mit guter Pflege lange erhalten bleiben. Pflanzen wir gleichzeitig viele junge Bäume ohne die Alten zu fällen. Mit diesen Massnahmen bin ich zuversichtlich, dass auch die nächsten Generationen in lebenswerten Städten wohnen können.

Max Jaggi, Co-Präsident Pro Natura Solothurn (Text und Foto)

Die eindrückliche rund 500-jährige Linde in Estavayer-le-Lac ist trotz hohlem Stamm sehr vital. Max Jaggi
Die eindrückliche rund 500-jährige Linde in Estavayer-le-Lac ist trotz hohlem Stamm sehr vital.