Die Brochmatt in Kleinlützel
Jahrzehntelang wurde das Schnittgut der Feuchtwiese als Streue genutzt, wie ein ortsansässiger Landwirt berichtet. Damals sei die Brochmatt allerdings noch viel stärker vernässt gewesen als heute. Während 15 Jahren wurde die Fläche nicht mehr geschnitten und so konnten sich leider an verschiedenen Stellen kanadische Goldruten (Solidago canadensis), ein invasiver Neophyt ansiedeln.
Die Bedeutung der Feuchtwiese liegt insbesondere im grossflächigen Mädesüssbestand (Filipendula ulmaria) mit dem Vorkommen des seltenen violetten Silberfalters, auch Mädesüss-Perlmutterfalter genannt (Brenthis ino) und der Sumpfschrecke (Stethophyma grossum). Im Rahmen eines Inventars durch das Ökobüro Hintermann & Weber wurden 2010 die Tagfalter, Heuschrecken, Libellen und Pflanzen erfasst und eine Karte der wichtigsten Vegetationstypen erstellt. Zudem wurden im Jahr 2017 drei Exemplare des bei uns seltenen fleischfarbenen Knabenkrauts (Dactylorhiza incarnata) und 2019 ein grosser Feuerfalter (Lycaena dispar) im Gebiet entdeckt.
Im April 2018 fand eine gemeinsame Begehung mit Vertretern von Pro Natura Solothurn, dem Lützelverein, des Büros Hintermann & Weber sowie des Kantons statt. Basierend auf dieser Besprechung wurde ein Pflegeplan erstellt. So sollen die weniger extensiven Wiesen im Norden und Süden zweimal und die übrigen Flächen einmal im Jahr durch die Landwirte gemäht werden. Eine Ausnahme bilden die sumpfigen Bereiche, die nur jedes zweite Jahr und durch Freiwillige des Lützelvereins geschnitten werden. Die nässesten relativ kleinen Bereiche im Zentrum des Gebietes bedürfen keiner Pflege und werden nicht gemäht. Hier befinden sich u.a. schöne Bestände der Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Wichtig ist bei der Pflege, dass mit einem Balkenmäher geschnitten und das Schnittgut entfernt wird. Dabei darf das Gebiet nicht mit schweren Maschinen befahren wird. Eine Zufuhr von Nährstoffen durch Düngung oder Beweidung gilt es unbedingt zu vermeiden. Mit zwei lokalen Bewirtschaftern konnte eine Vereinbarung über das kantonale Mehrjahresprogramm Natur und Landschaft abgeschlossen werden. Darin sind die genauen Pflegemassnahmen beschrieben und der Mehraufwand wird vergütet.
Seit zwei Jahren wird nun die Fläche vorbildlich gepflegt und erste Erfolge konnten erfreulicherweise bereits beobachtet werden. So wurden dieses Jahr auf den seit langem wieder gemähten Flächen nicht weniger als 35 Pflanzen des fleischfarbenen Knabenkrauts gezählt. Wir sind zuversichtlich, dass sich das Gebiet weiterhin positiv entwickelt.
Josef Borer, Förster und Vorstandsmitglied (Text und Fotos)