Mehr Natur an Strassen
Pro Natura Solothurn hat die Initiative ergriffen und Vertreter der entsprechenden Abteilungen aus dem Amt für Raumplanung und dem Amt für Verkehr und Tiefbau 2016 erstmals zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen. Das Bewusstsein für das grosse Potential von artenreichen Strassenböschungen für die Natur wurde geweckt und der dringende Handlungsbedarf für eine naturnahe Pflege erkannt. Pragmatisch wurden erste Verbesserungen im Unterhalt der Böschungen umgesetzt: nur eine Schlagbreite (80 cm) mulchen als Sicherheitsstreifen frühestens ab Ende Mai; ganze Böschung im Herbst vorerst noch mulchen. Eine nicht zu tiefe Mahd mit Entfernung des Schnittgutes wäre optimal, ist aber momentan nur in Ausnahmefällen umsetzbar. Weitere wichtige Vorgaben: keine Verwendung von Herbiziden und Pestiziden, keine Düngung.
Das grösste Optimierungspotential bezüglich Artenvielfalt und Kosteneinsparung besteht darin, magere Strassenböschungen zu fördern, diese nur einmal, spät im Jahr zu mähen und die Mähbreite im Frühjahr auf den Sicherheitsstreifen (eine Schlagbreite) zu reduzieren. Neu angelegte Strassenränder sollen möglichst gar nicht humusiert werden. Je magerer der Boden, umso höher ist die Biodiversität und umso tiefer die Produktivität und damit die Grünpflegekosten.
Zusammenarbeit, Sensibilisierung und Weiterbildung
Zur Förderung von mehr Natur entlang von Strassenrändern organisieren wir seither Exkursionen für die Strassenmeister und deren Mitarbeitern zum Kennenlernen der Artenvielfalt und der ökologischen Werte von Strassenborden. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft koordinieren wir regelmässige Workshops für die kantonalen Kreisbauämter zum Erfahrungsaustausch über die naturnahe Pflege von von Böschungen.
Böschungsinventar
Im Rahmen der Aktion "Hase & Co. BL/SO" wurden im Sommer 2019 rund 200 wertvolle Böschungen im Solothurner Jura in den Bezirken Dorneck, Thierstein und Thal dokumentiert. 2021 erfasste ein weiterer Praktikant die ökologisch interessanten Böschungen im restlichen Kantonsteil, d.h. in den Bezirken Bucheggberg, Gäu, Gösgen, Lebern, Olten, Solothurn und Wasseramt. Insgesamt wurden im Kanton Solothurn über 80 ha ökologisch wertvolle Böschungen gefunden, breit verteilt und mit hohem Vernetzungspotential.